Meine diversen Show it offs mit Nassschliff weckten das Interesse und die Hoffnungen von unserem User Carsten Herrmann, dass er mit der üblen Orangenhaut in der nachlackierten Seite seines Volvo nicht für immer leben muss. Von Anfang an war klar, dass hier kein makelloses Showcar finish erreicht werden soll, sondern das Ziel war der Orangenhaut in der Werkslackierung so nahe wie möglich zu kommen. Wie es nunmal bei 2 berufstätigen Personen so ist dauerte es eine Weile bis ein passender Termin gefunden war (was einerseits an meinem vollen Terminkalender lag und andererseits wollte ich nicht bei 35°C schleifen )
Dieses Wochenende war es soweit, ein Teil meiner „Ausrüstung“ wanderte in den Kofferraum und ich begab mich ins schöne Saarland zu Carsten. Nach kurzer Begrüßung und fachsimpeleien ging es der Orangenhaut direkt an den Kragen.
Verwendete Hilfsmittel:
Schleifen
Abralon Scheiben 3000er Körnung in 80 (3x) und 150mm (9x) Durchmesser
Polieren:
Menzerna Lammfell
Menzerna PG1000
Menzerna PF2200
Isopropylalkohol 1:1 mit destilliertem Wasser gemischt zur Kontrolle
Sowie diverse Tücher zum „abstauben“ und Politur abnehmen.
Bestandsaufnahme:
Das sieht ja mal abenteuerlich aus... ich Eimer hab natürlich vergessen Bilder von dem Originallack zu machen. Ich würde sagen die Orangenhaut ist dort 60-70% weniger stark ausgeprägt wie bei der Nachlackierung.
Bevor es mit dem Schleifen losging wurde zunächst die Lackstärke gemessen. Von 50 mü bis 400 war alles dabei. Der ursprüngliche Schaden war scheinbar ein „Streifschuss“ und so wurde die hintere Tür komplett ausgetauscht und neu lackiert -> 50-80 mü und der hintere Teil der Beifahrertür wurde gespachtelt und überlackiert -> 350-400 mü.
Da mir von ein paar Personen stark ins Gewissen geredet wurde was das veröffentlichen von Inhalten angeht die Zeigen wie jemand elektrische Geräte mit Wasser als „Gleitmittel“ verwendet habe ich mich dieses mal dazu entschlossen die Abralonscheiben trocken auf der Rotationsmaschine zu verwenden. Was soll ich sagen: nach nem guten Quadratmeter verloren die Scheiben trotz mehrfachem ausklopfen und reinigen dermaßen an Cut, dass sie ausgewechselt werden mussten wenn man noch sauber arbeiten wollte. Gut, dass ich ausreichend Material dabei hatte
Jedenfalls hier nochmal das Vorherbild:
Mit 3000er Abralon geschliffen:
Nachher:
Das kam der Originalorangenhaut schon sehr Nahe, so dass es keinen Sinn machte noch großartig herumzuprobieren. Carsten war auch hochzufrieden, also war der Ablauf klar. Ich schleife mit den 3000er Abralonscheiben vor, entferne die Schleifspuren mit dem Menzernafell und der Menzerna PG1000 und Carsten kümmert sich mit der Festool Exzenter und der Menzerna PF2200 ums beseitigen der Hologramme.
Da wir recht zügig gearbeitet haben gibt es wenige Bilder bei der Arbeit. Das gute ist, dass der Volvo auf der Tür noch eine recht breite Zierleiste hat unter der wir natürlich nicht geschliffen haben, hier sieht man ganz gut die Verbesserung im Lackbild die wir gemeinsam erreicht haben.
50/50, links schon wieder aufpoliert, rechts noch der 3000er Schliff:
Ein kurzes Beweisfoto, dass trocken gearbeitet wurde:
Türleisten Bild. Schaut mal auf die Orangenhaut um den runden Scheinwerfer und dann auf die Orangenhaut beim eckigen LED Strahler:
50/50 unterm Halogenstrahler:
Heckteil fertig. Ich denke man sieht recht schön die noch erhaltene Orangenhaut!
Übergang Heckteil -> hintere Tür. Die wurde übrigens trotz gemessener Lackstärke von 50-70 mü auch geschliffen. Ich sage es mal so: ich habe mich schonmal wohler gefühlt als ich den Anschalter meiner Poliermaschine betätigt habe, aber es ist alles gut gegangen
Hintere Tür:
Geschliffen wurde übrigens mit 680 Umdrehungen und wenig Druck. Nach jedem Durchgang wurde die geschliffene Stelle mit Isopropylalkohol und einem Tuch vom Schleifstaub gereinigt um das tatsächliche Ergebnis zu sehen. Ich glaube Carsten hat an dem Tag den Isopropylalkohol des öfteren gehasst weil er immer wieder restliche Schleifspuren offen gelegt hat
Es wurde bis ca. 0,2 cm an die Griffe und Kanten herangeschliffen um ein sauberes Ergebnis zu erreichen.
Türleistenbild:
Das könnte man doch als Original durchgehen lassen oder?
Aber wie so oft läuft nicht immer alles ganz Reibungslos ab, oder wie Carsten sagte: wo gehobelt wird da fallen Späne: ich hatte gerade einen Spot auf der Beifahrertür mit dem Fell bearbeitet, da sah ich plötzlich wie sich an der Stelle an der ich als letztes war eine Blase mit ca. 1cm Durchmesser im Lack bildete. Ich hab geguggt wie ein Auto. Zum Glück bildete sie sich schnell wieder zurück und war fortan nur noch direkt unter dem Strahler zu sehen, aber auch nur dann wenn man wusste wo sie ist. Nachdem ich eine Nacht über die Sache geschlafen habe vermute ich, dass es an der Spachtel lag die unter dem Lack war und (vermutlich) die Wärme nicht sauber abgeführt hat. Naja, abhaken und direkt weitermachen.
50/50, oben noch richtig richtig üble Orangenhaut, und unten schon beseitigt:
Nachher:
Auch an den Radläufen wurde sauber gearbeitet:
Ein kleiner Kratzer der noch beseitigt werden muss... aber abgesehen davon habe ich mich vermutlich noch nie über so schöne, gleichmäßige Orangenhaut gefreut wie an diesem Samstag *g*
Ein deutlicher Fortschritt was die Klarheit der Spiegelungen angeht wurde erzielt...
...und trotzdem ist noch ausreichend Orangenhaut übrig geblieben:
Fertig, zur Erinnerung nochmal vorher:
Und jetzt das Ergebnis:
Ich hoffe ihr hattet Spaß am Lesen, für mich war es ein richtig super Tag, ich konnte meine Schleifkenntnisse weiter ausbauen und Carsten war auch begeistert Der einzige Wehrmutstropfen ist wohl, dass ich jetzt auch so eine Hebebühne in meiner Garage will
Wenn ihr noch Fragen habt oder ich etwas detaillierter beschreiben soll, ihr Lob oder Kritik für mich habt -> immer raus damit.
Gruß,
Christian