Ich weiß warum ich im Sommer – eigentlich – keine Aufbereitungen mache. Das habe ich am vergangenen Wochenende regelmäßig in meinen nicht vorhandenen Bart genuschelt. Aber die Aussicht auf einen alten VW Käfer hat mich in einem schwachen Moment doch dazu verleitet eine Ausnahme zu machen. Teamwork mit Markus (Team-Jet) macht sowieso immer Spaß, diesesmal sogar noch mehr; warum, das erfahrt ihr später
Zum Fahrzeug:
VW Käfer
Baujahr 1964
Farbe: marinablau
KM: (mir) unbekannt
Zustand: Das Dach, die Motorabdeckung und die Scheibenrahmen waren noch im originalen Lack, alles andere wurde vor 2 Jahren nachlackiert. Zur Qualität der Nachlackierung kommen wir später!
Kurioses: Die Nachlackierungen an dem Wagen waren alle zeitgleich bei dem gleichen Lackierer ausgeführt worden, dennoch fand ich enorme Unterschiede im Finish des Lackes und der Lackhärte.
Verwendete Mittel:
Waschen:
2 Grit Guard Eimer
1 Chemical Guys Premium thick washpad
Valet Pro Advanced Snow Foam
Chemical Guys Mr. Pink
Valet Pro Dragons Breath
Wolfs Chemicals Decon Gel
Valet Pro Chemical Resistant Pinsel
Optimum Power Clean 1:3
Lupus Autopflege Shop 530
Kneten:
Valet Pro Citrus Bling in 1:10
Optimum No Rinse in 1:50
Petzoldts Magic Clean blau
Lupus Autopflege Shop 530 in 40x60
Polieren:
Flex 3403 VRG
3M Perfect it Stützteller
Dodo Juice Tall Boy Stützteller
Lake Country orange
Lake Country Foamed Woolpads
Spotpads: Rotweiss orange und blau
Menzerna FG400
Festool Finishpolitur
Menzerna SF4000
Menzerna Metal Polish rosa
Petzoldts Hand und Exzenter Politur
Versiegeln:
Chemical Guys Vertua Bond
Swizöl Mirage
Koch Chemie Plast Star
Los geht’s, Samstag morgen um 7 Uhr klingelt es an meiner Haustür, der gute Markus ist mit bester Laune pünktlich wie die Maurer bei mir angekommen. Nach einem kurzen Pflegegespräch bei einem Kaffee ging es dann um 7:30 Uhr los. Da kommen wir zum ersten Hindernis: wo ist der Rückwärtsgang? Als alter VW T3 Fahrer versuchte ich mein Glück selbstverständlich erstmal oben links, ein kurzer Blick auf das Schaltdiagramm lehrte mich eines besseren: der Racinggang versteckt sich unten links Also raus aus der Garage und ab in die noch schattige Einfahrt.
Von weitem war alles perfekt:
Aber wie immer findet man doch die eine oder andere Ecke an der etwas Schmutz hängt:
Die haben wir natürlich nicht entfernt:
Ein großes Anliegen des Besitzers war es die Dichtung des Schiebedachs wieder schwarz zu bekommen; Markus hatte bei der 1. Begutachtung des Wagens die Hoffnungen noch klein gehalten, kein Wunder bei so einem Zustand:
Nach dem Abpinseln beim Foamen:
Ich greife kurz mal vor: die Kunststoffdichtung ist mit Stoff ummantelt. Bei einer früheren Aufbereitung wurde die Dichtung scheinbar nicht abgeklebt und so saugte der Stoff schön das Politur/Lackgemisch auf und wurde blau. Durch einweichen mit All purpose cleaner und dem Einsatz einer Zahnbürste und viel Zeit konnte die Dichtung wieder einigermaßen gereinigt werden:
Weiter geht es mit der Bestandsaufnahme:
Schmutz und Reste einer alten Reifenpflege waren rundum zu finden.
Das Heck:
Chromstoßstange:
Luftauslass:
Kleinste Verschmutzungen in den Griffmulden:
Allgemein fand ich es ziemlich cool wie viel Chrom an dem Auto verbaut wurde. Und nicht so wie heute bisschen verchromtes Plastik, sondern verchromte Metallteile, sehr schön zum ansehen UND anfassen!
Türscharniere außen sieht man nicht so häufig heutzutage! Schmodder hängt aber genausodran wie bei den heutigen
Fliegenfriedhof auf dem Chrom:
Genug des Beobachtens und Drumrumredens, bei uns hier wird gemacht, also wurde die Foam Gun geladen und der Käfer durfte sich ingesamt drei mal im Schaumbad verwöhnen lassen.
Wie war das nochmal mit dem Schmodder?
Während die dritte Runde Schaum noch auf dem Lack ruhte bereitete Markus unser Waschwasser schonmal im Chemical Guys Style vor. Als Shampoo kam wie oben erwähnt das Mr. Pink zum Einsatz.
Bevor es jedoch dem restlichen Lack an den Kragen ging wurden die Felgen zunächst noch gereinigt:
Ergebnis:
Vom Waschen gibt es keine Bilder, aber ihr könnt es euch sicher denken wie es aussieht wenn Markus und ich morgens um 8 mit Waschhandschuh/Waschpad bewaffnet um ein Auto rennen.
Ergebnis nach dem Waschen: Beading? Welches Beading?
Vor dem Kneten gab es noch eine Runde Decon Gel für den gesamten Lack:
Markus machte sich bereit fürs kneten, ich habe mich so lange noch um die Dichtung des Schiebedachs gekümmert, das Ergebnis habt ihr ja oben schon gesehen.
Die Knete wurde während das Decon Gel einwirkte in das saubere Shampoowasser gelegt um anschließend direkt startklar zu sein.
Markus am Kneten:
Nach dem Kneten stellten wir fest, dass beim Waschen trotz großem Abstand zum Lack und den Dichtungen Wasser in das Auto gelangt war. Ein guter Zeitpunkt um mal das Schiebedach zu öffnen und dort zu reinigen:
59 Jahre hinterlassen ihre Spuren:
Mit einem kleinen Spritzer all purpose cleaner und einem ValetPro Pinsel waren die Ablagerungen schnell Geschichte:
Anschließend wurde der Käfer getrocknet und wir zogen in die noch kühle Garage um. Während ich an dem VW noch die letzten Wasserläufer entfernte begann Markus damit seine Ausstattung reinzutragen. Was hatte er dabei? Alles was das (Detailer-)Herz begehrt: Pads, Polituren, Tücher, Pinsel, Sprühflaschen... was hatte er nicht dabei? Seine Poliermaschine
Hier mal ein Bild wie Markus Arbeit für den Rest des Tages aussah:
Und glaubt mir, so ein Käfer hat seeehr viel Chrom!
Für mich war das toll, ich konnte nach Herzenslust meine Flex schwingen und hatte gleich noch jemand der mir die unzugänglichen Stellen an dem Käfer (und auch davon gibt es seeehr viele) von Hand polierte. Respekt Markus vor deiner Arbeit!
Um mal zu sehen was am Chrom so geht hat Markus schon vor dem Abkleben den 1. Testspot gedreht:
50/50: Der Chrom hat ordentlich an Klarheit zugelegt!
Schichtdickenmessungen, teilweise ist uns extrem das Herz in die Hose gerutscht:
Geht ja noch:
Hier dürfte es doch gerne auch noch ein bisschen mehr sein:
Ohoh, 59? Das ist hart!
Und auf der Motorhaube sieht wieder alles gut aus!
Ansicht nach dem Abkleben, ihr könnt euch sicher denken, dass es selbst zu 2. Recht lange gedauert hat!
Ein kurzer Blick unter den Kofferraumdeckel verriet uns dann auch noch den korrkten Farbnamen, marinablau:
1. 50/50 ohne, dass sich die Flex auch nur einmal gedreht hat; der Unterschied zwischen altem und neuem Lack:
Ausgangslage, hier gibt es eigentlich fast nur Bilder von den Originallackstellen, da auf den neu lackierten Teilen die Defekte recht schwer einzufangen waren:
Ausgangszustand:
Verwendet wurde für den 1. Testspot der Definitive Paint Cleanser:
Allerdings gingen die tieferen Kratzer nicht raus:
2. Versuch: Menzerna SF4000 und orangenes Lake Country Pad:
Hier war das Ergebnis auf der neu lackierten Fläche fast perfekt. Leider lies sie sich nicht sehr schön fahren:
Daher fiel die Wahl auf die Festool Finishpolitur, die zwar 100% identisch aussieht, sich aber deutlich leichter verarbeiten lies.
50/50 mit der Festool Finishpolitur. An dieser Stelle ein riesen Dankeschön an Tobias (cybershot) der mir die Politur zum ausprobieren gegeben hat!
Die Verarbeitung war wie folgt:
Stufe 2 (1500 Umdrehungen pro Minute), orangenes Lake Country pad und dann je nach Lackzustand 3-5 Kreuzstriche. Die Politur lies sich spielend leicht abnehmen und hatte ein sehr ordentliches Finish!
Während ich die passende Politur/Pad Kombination suchte machte Markus unbeirrt mit den Chromteilen weiter:
Ich beim Testspotten:
Auf dem Kofferraumdeckel zeigten sich ganz komische Flecken, wie Verätzungen, allerdings müssen sie unter dem Klarlack gewesen sein!
Heckstoßstange fertig:
Da Markus die Lack 50/50 nicht komplett mir überlassen wollte tobte er sich zwischendurch mit der Hand und Exzenterpolitur sowie einem Spotpad an einem der hinteren Kotflügel herum, das kann man doch anschauen oder?
Hier ein paar Auszüge aus Markus Innenreinigung, ich bin mir sicher, dass ihr da noch das eine oder andere Bild von ihm sehen werdet:
Markus bei der Arbeit, so langsam aber sicher begann unser Wetshirtcontest:
Freihand 50/50:
Das Spülwasser nach der Innenreinigung:
Auch ich bin nicht untätig geblieben und erledigte die Motorhaube sowie beide vorderen Kotflügel problemlos:
Die oben angesprochenen Unterschiede im Finish, auf der Tür...
...und auf dem Lackstück dahinter:
Bevor einer von euch mal wieder auf die Idee kommt Felgen mit der Zahnbürste zu putzen, schaut mal was für schöne Kratzer/Schleifspuren ich mit einer handelsüblichen Zahnbürste in den Lack bekommen habe:
50/50 auf dem Dach, nach einer Runde mit der FG400 auf dem Foamed Wool pad!
Auch nach der 2. Runde stellte sich kein nennenswert besseres Ergebnis ein und so wurde es dabei belassen, da uns recht kräftig die Zeit im Nacken saß!
Ergebnis auf dem hinteren Teil des Dachs:
50/50 auf der Motorhaube, mehr als Grauschleierentfernung war hier nicht zu holen!
Fahrertür vorher:
Nachher:
Markus meine „Handpolierfee“
Schwer vorstellbar, aber tatsächlich glaube ich den Wet T-Shirt Contest gewonnen zu haben!
Während ich polierte wanderte Markus mit dem Vertua Bond hinter mir her und bereitete alle Stellen auf das Wachs vor, hiervon keine Bilder. Als Krönung unserer Arbeit gab es das Swizöl Mirage von dessen Glanz Markus recht angetan war.
Hier eine Auswahl an Finishbildern:
Direkt angestrahlt:
Indirekt:
Sorry für die Unordnung, leider stand die Abholung des Käfers kurz bevor und ich wollte unbedingt noch ein paar Bilder machen:
Okay, ich gebs zu, ich war nur mit Biertrinken beschäftigt und konnte die Sachen nicht wegräumen
Oder wars der sexy Hüftschwung der mich vom arbeiten abhielt?
Oder waren es etwa die 15h arbeiten am Stück? Hier sieht man noch schön die Restkratzer auf der Motorhaube:
Also eigentlich haben wir nur 2 Lampen an der Decke... da muss ich mich die ganzen Jahre wohl massivst verzählt haben :
Ich liebe diesen Glanz:
Sauberes Ergebnis auf den neu lackierten Teilen:
Beweisfoto, dass wir die alten Abzeichen nicht weggemacht haben
Zum Abschluss der Finishshots noch meine beiden Lieblingsbilder:
Und das wars auch schon. Der Besitzer war höchst zufrieden und sowohl Markus als auch ich komplett fertig.
Viel Wäsche für ein kleines Auto:
und das war nur das was ich verbraucht habe!
Zum Abschluss ist zu sagen: VAG Lack ist ja ganz gerne recht hart... aber im Vergleich zu fast 60 Jahre altem VW Lack ist das echt butterweich. Wenn ihr mal so einen 1302 macht denkt an die ganzen kleinen Stellen an die ihr mit der Maschine nicht hinkommt und von Hand machen müsst. Markus und ich haben in der Zeit echt nicht getrödelt!
Ich hoffe, dass euch unser Show it off gefallen hat! Für Fragen, Lob und Kritik sind wir selbstverständlich immer offen!
Gruß,
Christian