Der Hilferuf eines Bekannten, dem ich noch einen riesigen Gefallen schuldete, blieb natürlich nicht unbeantwortet. Ein Geschenk für einen seiner Freunde sollte ein blitze blanker SL300 sein, der bei ihm von seinem Freund zur Reparatur stand. Nichts ist schöner als so einen Wagen ordentlich abzugeben. Der Wagen selbst natürlich kein Originallack. Trotzdem war der Lack fast so alt wie ich. Der Lack selbst war ganz ordentlich gemacht. Schichtdicken von 600-900 µm gaben jedoch keine Aussage wie dick der Klarlack, der Basislack, die Grundierung, Füller etc waren.
Geplant war nur mal drüber huschen. 4-5 Stunden sagte mein Bekannter. Klar...also waschen und Kunststoff schwärzen . Ihr könnt euch sicher unser Gespräch vorstellen. Also wie er seine Vorstellungen schilderte und ich mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen nickte.
"Ja ja ich mach das schon" war mein Schlusssatz und ich konnte endlich an die Arbeit gehen. Aber kommen wir einmal zum Ist-Zustand.
Frisch gewaschen und leicht staubig präsentierte sich das ehemalig sportlichste Straßen-Coupe aus dem Hause Mercedes.
Der Lack selbst natürlich in einem entsprechend "bewohnten" Zustand.
Das Trocknen gestaltete sich wohl manchmal schwer.
Wie wir sehen, hatte das ganze Patina! Ok...viel Patina! Eigentlich zu viel Patina! Also ran an den Speck! Halt zuerst die benötigten Produkte:
Da der Wagen wie gesagt nur staubig war, entfiel das Waschen. Vielleicht erschreckt ihr vor der Liste...dazu aber später mehr.
Polituren:
Meguiars #83
Meguiars #82
Meguiars #105
Meguiars #205
Koch Chemie Power Cut
Koch Chemie Antiholigram
Chemical Guys V34
Chemical Guys V38
3M 09376 Hochglanzpaste
3M 50383 Antihologram
Menzerna 2500
Menzerna 2100
Menzerna 3000
Menzerna 4000
Prima Amigo
Dodo Lime Prime
Dodo Lime Prime Lite
Jeffs Prime
Chemical Guys ES Creame Claze
Definitive Paint Cleaner
Zymöl HD Cleanse
Pads:
rot/weiß Finish
rot/weiß Weich
rot/weiß Mittelfest
rot/weiß hart
3M Lammfell
Tücher
Lupus Autopflege Shop 380
Meguiars Spreme shine
Detailer
Surf City Garage Hot Rod Protection Detailer
Meguiars Final Inspection
Reinigungsknete
Dodo Supernatural
Metallflächen
Menzerna Polishing Creame Rosa
Lackschutz
Definitive Wax Ostendo Glaze
Kunststoffflächen/Reifen
Meguiars Hyper dressing
Glasreiniger
Meguiars Glass Cleaner Concentrate
Maschine
Makita
Dodo Buff Dady
Zuerst ging es natürlich an die Reinigung des Lackes. Da das Fahrzeug an für sich sauber war, also frisch gewaschen abgestellt wurde, entfiel die übliche 2 Eimer Wäsche. Stattdessen durfte eine "Trockenwäsche" mit dem Surf City Garage Hot Rod Protection Detailer reichen. Hierzu wird natürlich mehr als die übliche Menge angewand. Also nicht weniger ist mehr, sondern viel, hilft viel.
Zum Abwischen diente das Meguiars Spreme shine. Bei solchen Arbeiten immer noch meine erste Wahl, da es auch mit recht viel Detailer streifenarm fertig wird und der Satinrand recht schonend ist. Trotz des hohen Alters, brauchen sich die Tücher gegenüber aktuellen nicht zu verstecken und sind aus meinem Sortiment nicht wegzudenken.
Auch die Ecken und Kanten wolten vom Staub befreit werden. Und dergleichen gab es gewaltig viele am Fahrzeug.
Kneten mit der Dodo Supernatural und dem Meguiras Final Inspection! Wenig spektakulär. Schwarzes Auto, weiße Knete.
Danach konnte endlich der Lack inspiziert werden. Es zeigten sich starke Swirls, welche, bedingt dadurch, dass der Wagen keine Waschanlage gesehen hatte, wirklich tief zu sein schienen. Erfahrungsgemäß sehen Waschanlagenkratzer immer nur wild aus und sind leicht zu beseitigen.
Auch wenn der ein oder andere sich durch die Beseitigung dergleichen schnell mal zum Lackhelden erklärt, sind nur Waschanlagen gepflegte Autos das einfachste was es gibt, gleich nach "nur Wachs auftragen" Autos. Wenn mit der Hand gepflegt wird, wird meistens stärker aufgedrückt da alte Schwämme, Trockenleder oder sogar die Waschboxbürste verwendet wird. Es war also davon auszugehen, dass hier etwas ausgiebiger gearbeitet werden musste.
Wichtig auch das die Kotflügelverbreiterungen zum Beispiel nur leicht angeheftet und dann verzinnt wurden. Also Original halten diese Verbreiterrungen so gut wie keinen Druck oder gar Vibrationen aus. Vorsicht war also geboten.
Die Lackdickenmessung ergab zwischen 600-900 µm. Die Aluhaube hatte dagegen 300µm. Die hohe Lackdicke war nicht etwa auf einen Unfallschaden zurückzuführen, nein sie war durchgängig so. Der Lack hatte einfach einen recht dicken Lackaufbau. Hier wurde vor gut 20 Jahren noch in den USA lackiert.
Die Kotflügel waren übrigens leider nicht aus Alu. Das hätte den Wert von 800-900k auf schlappe 2 Mille angehoben. Gibts nämlich nur ein paar Stück, also mit Alu Kotflügeln.
Na ja, lange Rede kurzer Sinn...ran an den Speck! Das Herausschleifen der Kratzer stellte dann nicht einmal das Hauptproblem dar. Der Lack war weder besonders weich noch besonders hart. Alles verschwand in 1-2 Gängen Menzerna 2500 mit dem 3M Lammfell.
Bei den gezeigten Finish Bildern bekommt man aber leicht die Krise.
"hilfe es geht nicht alles raus" und noch mal drüber..."wieder nicht
alles raus!!!" Noch mal!
Falsch! Hier passt das Finish der Paste nicht nach hinten raus. Na klar, ist ja auch das Lammfell wie oben geschrieben, wenn man schon den Hinweis hier bekommt, aber auf den gezeigten Bildern war schon ein Nachgang mit der Menzerna 2500 und einem harten Pad gefahren.
Wie gesagt, ist es hier ganz wichtig, den Unterschied zu erkennen, ob man nicht alles heraus bekommt oder selbst Spuren rein fährt. Ansonsten jodelt man sich den Lack so ziemlich nieder! Und lässt es dann irgendwann frustriert sein. Aber genug der langen Worte. Hier erst einmal noch ein paar Bilder bei der Deffektkorrektur:
Ausgangzustand
Erste Runde Fell und 2500:
Zweite Runde Fell und 2500
Menzerna 2500 und hartes Rot/weiß Pad
Wie gesagt sah es so ganz gut aus. Die Spuren der Paste/Pad Kombi waren aber deutlich zu sehen. Kreisrunde Polierspuren. Vorbildlichst etwas besser fotografiert vorher:
Ich glaub, hier sieht man am deutlichsten das Problem. Gerade an den Rundungen, wo das Pad nicht richtig aufliegen konnte, sah man die Fehler am besten. Diese Spuren sind verdammt tief. Nachher:
Aber wie kommen wir jetzt da hin?:
Na ja, der neumodische Menzerna Kram auf Aluminium Oxid Basis funktionierte ausnahmsweise mal nicht. Zumindest nicht beim Finish. Defekte waren gut zu beseitigen, aber die Polierspuren waren unmöglich.
Also war herumprobieren angesagt. Und ich probierte ziemlich viel. Sehr viel! Fast jeder oben genannte Feinschleifpaste mit so ziemlich jeden Pad weich mittel hart Finish. Jedes Mal selbstverständlich mit frischem Pad. Nur falls sich jemand aus der "was ich selber denk und tu, das trau ich auch dem anderen zu" denkweisen Fraktion selbst sagen sollte..."william hat bestimmt den Stecker noch nicht drin, weil der Fernseher noch nicht geht".
So konnte man den Wagen ja aber abgeben! Zu guter Letzt funktionierte erst mal die Meguiras #83 mit blauem weichen rot/weiß Pad ganz gut. Stufe 3 mit wenig Druck und wirklich schön langsam, dass die daraus resultierenden Spuren so 'flach" wie möglich ausfielen. Um das Ganze noch abzumildern, wurde mit der Meguiars #83 und dem Finishpad, also dem schwarzen, noch ein Gang gefahren. Das ergab minimale Spuren. Nur das schwarze wiederrum war nicht stark genug für die Lammfellspuren. Kombi gefunden, die mich schon mal weiter brachte.
Stellvertretend mal hier visuell verdeutlicht:
Sah ja schon fast gut aus....also mit der Menzerna 4000 drüber?
Ja genau!
Ergab das hier!
Mit der Exzenter noch schlimmer! Aber wie kommen wir jetzt da hin?
Also wieder zurück ans Reißbrett und wieder alles mit der #83 und Finish Pad beseitigen.
Die Meguiars 83 war natürlich exzentrisch nicht so das Maß aller Dinge bei dem Lack und erforderte, bedingt durch das schlechtere Schleifbild verursacht durch den Hub der Dodo Maschine etwas mehr Nacharbeit. In diesem Falle 2 Gänge Jeffs Prime.
Das hinterließ einen guten Glanz mit einem leichtem Grauschleier. Dem wiederum konnte man gut mit dem Dodo Lime Prime bzw. dem Prima Amigo beikommen. Das EZ Cream Glaze korregierte nix. Da ja viele unken, wenn man das Orima Amigo benutzt, wurde noch einmal mit Isopropanol kontrolliert, was keinerlei Verschlechterung zeigte.
Ich hatte meine Kombi gefunden!!! <!>2
An der Front und der Haube zeigte sich das der Lackierer auch hier schon vor 20 Jahren sehr mit den Lösungsmitteln und Festkörpern spielen konnte. Hier funktionierten die Menzerna 2500/4000 vorbildlich.
Anbei noch ein paar weitere Bilder von den Arbeitsschritten. 50/50 sind bei so alten Lacken meist zu gefährlich.
Hier mal beim Arbeiten.
Und wieder vorher Nachher:
An den Holmen durfte die Menzerna 2500 per Hand ran. Gefolgt von einem Gang #83 ebenfalls per Hand.
Na ja, die Pflicht war endlich getan und die Kür konnte folgen. Die Uhr ergab mittlerweile schon 22 Stunden. Na egal, das Definitive Ostendo entschädigt für vieles. Auch für 22 Stunden polieren. Der Definitive Pre Cleaner kam leider nicht mehr zum Einsatz. Wie oben genannt war er einfach im Cut zu kräftig.
Hauch Dünn! Kostet ja schließlich ne Ecke!
Das Wachs selbst wischte ich gleich nach dem Auftragen zügig wieder ab. In etwa einen Koti, dann abwischen. Danach JA NICHT HINSCHAUEN!!! Das Wachs braucht ne Stunde zum "nachknacken"
Gibt ja noch ne Menge zu tun!
Ich liebe die neue Menzerna Polish Cream! So Easy wars noch nie, auch so viel Chrom zu reinigen.
Einfach auf ein No Name Tuch und ein paar mal verreiben.
Fertig!
Auch die Felgen sind so etwas einfacher zu behandeln.
Wirkt wirklich klasse!
Ok, nun noch die Scheiben innen und außen mit dem Glass Cleaner Concentrate, die Gummi- und Plasteteile mit dem Hyperdressing. Radkästen innen noch reinigen und auch Hyperdressen...Stunde rum!
Dann ein paar Schritte zurück und zum ersten Mal den Lack wirken lassen!
Zeit dann zum Schluss rund 25 Stunden.
Vielen Dank fürs Lesen.